Margarete Steiff (1847-1909) ist die Erfinderin des Steiff-Teddybären und Gründerin einer großen Fabrik für Stofftiere. Was die wenigsten wissen – Margarete bekam schon sehr früh Kinderlähmung und saß für den Rest Ihres Lebens im Rollstuhl. Sie wird trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen?) als ein fröhliches Kind beschrieben, das auch auf andere Kinder aufpasste. In dieser Zeit entwickelte sie wohl auch den Wunsch, Schneiderin zu werden. Dieses geschah gegen den ausdrücklichen Wunsch ihrer Eltern. Dennoch baute ihr Vater das Familienhaus in Giengen an der Brenz so um, dass man dort eine Schneiderei unterbringen konnte, in der sie und ihre Schwester arbeiteten. Das Geschäft lief so gut, dass sie sich schon Ende der 1870er Jahre eine eigene Nähmaschine kaufen konnten, die Margarete wegen ihrer Lähmung von der eigentlich falschen Seite aus bedienen musste. Dieses tat ihrer Produktivität jedoch keinen Abbruch. Sie eröffnete bald ein Filzgeschäft. 1879 entdeckte sie in einem Katalog ein Elefantenmuster, welches sie sofort in ein Stofftier umsetzte. Auf dem Heidenheimer Markt fand dieses Produkt reißenden Absatz, sodass sie schnell expandieren konnte. Anfang des 20. Jahrhunderts brachte ein entfernter Verwandter sie dann auf die Idee, einen Bären zu entwerfen, der auf der Leipziger Spielwarenmesse schließlich seinen Durchbruch fand. Der Steiff-Teddybär ist auch noch heute weithin bekannt.
Was will uns diese Geschichte sagen?
Damals ging es nicht um Fragen, ob jemand, der behindert ist – ob es dabei um Kinderlähmung oder eine andere körperliche Behinderung geht – etwas leisten kann oder nicht. Auch mit einer Behinderung kann man (frau) es zu großartigen Leistungen bringen, weltberühmt werden, ein qualitativ hochwertiges Produkt entwerfen! Lass uns Menschen als Menschen ansehen und ihre Leistungen würdigen. Einfach hatte Margarete Steiff es bestimmt nie. Aber, was ist schon einfach?
Ihr Dr. Carsten Dethlefs