Roger Kusch ist Vorsitzender des Vereins „Sterbehilfe Deutschland e.V.“. Die „Opfer“ sind Frau M. und Frau W., die sich im Beisein von Kusch und Spittler das Leben nahmen. Die Frage, die hier im Raume steht, ist, ob Kusch und Spittler die Damen vor ihrem Suizid beeinflusst haben, die Tat wirklich durchzuführen. Sie könnten als passende Testpersonen für Kuschs Selbstmordmaschine gedient haben.
Wo hat die Selbstbestimmung ihre Grenzen?
Was ich gerne diskutieren würde: Wo hat die Selbstbestimmung ihre Grenzen? Soll man sich aus Angst, irgendwann nicht mehr Herr über das eigene Leben zu sein, beizeiten selbst selbiges nehmen? Oder gibt es nur eine göttliche Instanz, die dieses Ende bestimmen darf?
Im Falle einer letzten Entscheidungssituation wird von Seiten des Krankenhauses, in welchem man sich dann vermutlich befindet, immer versucht, den mutmaßlichen Willen der betroffenen Person zu ermitteln. Hiervon wird abhängig gemacht, ob lebensverlängernde Maßnahmen eingeleitet werden. Braucht es in diesem Fall eine Selbstmordmaschine? Ich denke, dass man so etwas nicht benötigt. Das Leben ist ein Geschenk, welches man in Würde beenden sollte. Dieses ist freilich nicht immer der Fall. Aber sich deswegen aus Angst vorzeitig das Leben zu nehmen ist sicher auch keine Lösung. Es ist eine schwierige Frage, die ich hier nicht abschließend beantworten kann.
Man möge nur Acht geben, dass es keinen Dammbruch gibt und man von der Beurteilung der eigenen Situation auf die Beurteilung des Lebenswertes anderer Personen übergreift. Es gibt genügend Beispiele, wie schön das Leben auch im hohen Alter sein, wie schön das Leben nach einer schweren Krankheit wieder werden kann. Der soziale Druck von Angehörigen und Pflegepersonal darf ebenfalls kein Maßstab für so eine Entscheidung sein.
Die Frage ist somit, wie frei man überhaupt über das eigene Ende entscheiden kann. Ich bin jedenfalls der Meinung – und ich habe bereits einige schwere Krankheiten durchgestanden – dass die Sonne immer, immer wieder aufgeht (Beachten Sie dazu auch auf youtube: Udo Jürgens – Immer wieder geht die Sonne auf).
Dieses Thema wird auch Gegenstand vieler Diskussionen im Deutschen Bundestag im November 2014 sein.
Ihr Dr. Carsten Dethlefs