Wie Sie ja wahrscheinlich wissen, konnte ich nach meiner Promotion im April letzten Jahres lange keine adäquate Beschäftigung finden und schlug mich deshalb eher mit Auftragsarbeiten durch.
Ende Juni bekam ich dann einen Anruf von einer Dame mit der Bitte, mich bei der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration vorzustellen. Man hatte mich empfohlen und meine Unterlagen waren dorthin weitergereicht worden – von einer anderen Behörde, bei der ich mich zuvor beworben hatte, mein Profil und mein Bewerbungsschreiben hatten aber nicht so gut zu den dortigen Anforderungen gepasst. Im Vorstellungsgespräch wurde mir von einer internen Innklusionskampagne erzählt, die gerade in der Behörde vorbereitet wurde und bei der ich mitarbeiten könne – allerdings auf drei Monate begrenzt.
Normalerweise wird eine so kurzfristig angelegte Beschäftigung nicht gefördert, weshalb viele blinde Menschen sofort von solchen Angeboten Abstand nehmen. Man könnte sich allenfalls die Hilfsmittel wie Braillezeile etc. mieten. Und das wird teuer!
Nun hatte meine alte private Braillezeile nach fast zehn Jahren ausgedient und meine Krankenkasse hatte mir vor kurzem eine neue Braillezeile finanziert, sodass ich mein privates Equipment für die dreimonatige Beschäftigung einbringen konnte und kann. Ein Mitarbeiter eines die Behörde unterstützenden IT-Dienstleisters kannte sich zufälligerweise sehr gut mit den Geräten von Baum Retec AG aus und installierte sie mir. Auf diese Weise konnte ich nur zwei Wochen nach meinem Vorstellungsgespräch die Projektarbeit in Hamburg aufnehmen! So einfach kann es manchmal gehen, auch wenn man ein Handicap hat.
Mit diesem Beispiel möchte ich Ihnen Mut machen, um sich selbst weiter einzubringen und niemals aufzugeben!
Ihr Dr. Carsten Dethlefs