Aktuell wird viel über Maßnahmen diskutiert, wie man den Klimawandel stoppen kann. Zudem werden neue Technologien entdeckt sowie sparsamere Verfahren entwickelt. Das sind auch wahrhaft gute Absichten, führen sie doch weg von der Verschwendungsgesellschaft und sorgen dafür, dass wir etwas bewusster leben. Ob diese Maßnahmen jedoch taugen, um den Klimawandel zu stoppen, ist für mich mehr als fraglich!
Klima ist global
Meine Skepsis gegenüber einer nachhaltigen Bekämpfung des Klimawandels baut auf der Tasache auf, dass das Klima eine globale Angelegenheit ist und wir es nicht nachhaltig beeinflussen können, wenn nicht wirklich alle Erdenbürger an einem Strang ziehen. Dieses schließt selbstverständlich auch die Entwicklungsländer auf der Südhalbkugel ein.
Den ärmeren Ländern wird es derzeit aber weniger darum gehen, das Klima zu schützen, als vielmehr erstmal die eigene Wirtschaft auf die Beine zu bringen, und erst im Anschluss über weitere Maßnahmen über den eigenen Existenzerhalt hinaus denken zu können. Diejenigen, die das Glück, das Geld oder die Beziehungen haben, werden diesem Hamsterrad natürlich entfliehen und auf die Nordhalbkugel drängen. Die anhaltenden Flüchtlingsströme beweisen dieses.
Seien wir uns bewusst: Entweder kommen die Menschen oder die Produkte zu uns! Da das Klima aber keine Grenzen kennt, kommen in jedem Fall Umwelteinflüsse zu uns – und zwar aus Staaten, die unseren Standards nicht genügen können. Bei anhaltend klimaschädlichem Verhalten werden auf jeden Fall auch weiterhin Klimaflüchtlinge zu uns kommen.
Was ist zu tun?
Wanderungsbewegungen wären nicht nötig, könnten die Entwicklungsländer mehr ihrer Produkte auf die Nordhalbkugel exportieren und somit für sich selbst sorgen. Handelsverträge von Europa und Afrika wären hilfreich. Hier spielen aber unseren hohen ANsprüche hinsichtlich des KLimaschutzes eine hinderliche Rolle. Noch können eben viele Länder den selbst gesteckten Standards nicht genügen. Man müsste die Südhalbkugel in die Lage versetzen, auf unserem Niveau zu produzieren und ihnen erlauben, die Güter zu exportieren. Afrika und andere arme Gegenden auf der Südhalbkugel könnten zu einer verlängerten Werkbank der Nordhalbkugel werden. Die Länder würden somit nicht ausgebeutet, sondern könnten vielmehr gemeinsam mit der Nordhalbkugel eine klimafreundliche Periode auf der Welt einläuten.
Hier schließt sich aber sogleich die Frage an: Können die Entwicklungsländer Produkte produzieren, die unseren Standards – insbesondere Umweltstandards – entsprechen?
Eine bereits im Namen des FairTrades praktizierte Möglichkeit ist, die Produkte von dort zu erwerben, die wir selbst nicht in der Weise herstellen können. Ob die Transportwege dann immer unserem Dogma der Klimafreundlichkeit entsprechen, sei dahingestellt. Wie teuer es nämlich werden würde, Afrika unsere eigenen Produkte herstellen zu lassen, und ob es im Sinne der Spezialisierung ökonomisch sinnvoll ist, sei auch dahingestellt. Einen eigenen afrikanischen Binnenmarkt aufzubauen, der nach dem Vorbild der EU funktioniert, und Wohlstand und Reichtum innerhalb des Kontinents erzeugt, halte ich vielerorts vor den polit-ökonomischen Rahmenbedingungen ebenfalls für schwierig.
Afrika über kurze Zeit auf unseren Stand der Dinge zu bringen, würde die Kosten für die deutsche Wiedervereinigung wie ein Staubkorn erscheinen lassen. Mit einer CO2-Steuer – einer noch nicht einmal zweckgebundenen Abgabe – werden wir die Welt jedenfalls nicht retten! Ich habe hier bewusst keine endgültige Lösung aufgezeigt sondernd die aktuelle Gemengelage, wie ich sie empfinde, geschildert. Die Klimarettung ist ein sehr viel komplexerer Sachverhalt, wie ihn die Tagesschau niemals darstellen könnte. Sich über Überschriften in Boulevard-Magazinen zu streiten, wird der Sache nicht gerecht.
Lassen Sie uns daher niveauvoll über das Thema diskutieren!
Ihr Dr. Carsten Dethlefs