Gesellschaft im Rausch

Es ist Adventszeit und wann, wenn nicht jetzt sollte man einmal zur Ruhe kommen und sich auf das Wesentliche besinnen. Das Wesentliche, ja, was ist das? Sind es Geschenke, wegen derer wir uns jedes Wochenende in überfüllte Kaufhäuser stürzen? Sind es Jahresabschlüsse, die jetzt noch schnell zumindest auf den Weg gebracht werden müssen? Sind es Weihnachtsfeiern, die wir kaum genießen können, weil wir den Berg an Arbeit genau kennen, der noch auf dem Schreibtisch liegt? Keine Frage, all das gehört irgendwie zur Adventszeit.

Aber statt Besinnung wird uns in diesen Tagen doch eher der Rausch gegenwärtig, in dem wir in unserer Gesellschaft leben. Da wird von der europäischen Zentralbank ohne Unterlass Geld gedruckt, damit man Investitionen in längst überholte Güter tätigen kann, von denen es in Kürze viel zu viel geben wird. Wir sollen in die Lage versetzt werden, Güter zu konsumieren, von denen wir schon gar nicht mehr wissen, wohin damit. Wir geraten vielleicht sogar in psychische Probleme, weil wir gar nicht wissen, wie wir den Konsumstress bewältigen sollen. Und das alles tun wir nur, damit uns die abstrakte Macht des Staates über die Verwendung unserer Steuergelder auch weiter mit Wohltaten versorgen kann, derer es in einer funktionierenden Gesellschaft eigentlich gar nicht – zumindest nicht in diesem Umfang – bedürfen müsste.

Wie gut es uns doch geht

Trotz der abstrakten Macht des Staates haben wir Freiheiten, wie sie noch keine Generation vor uns hatte. Wenn wir uns spontan verabreden wollen, schreiben wir mit unserem Smartphone schnell mittels einer App. Wenn wir schnell Geld verdienen wollen, versuchen wir es mit vermeintlich sicheren Aktien – auch über das Internet handelbar. Wenn uns unsere Figur gerade mal nicht passt, lassen wir Fett oder Föten absaugen. Die Krankenkasse bezahlt da schon vieles. Ja, Föten absaugen – passt uns ein Kind mal nicht in den Lebensplan, ist es leider kein großer Aufwand, eine Geburt zu verhindern, indem man abtreibt. Ob Maria und Josef wohl gerade ein Kind gebrauchen konnten?

Und obwohl es uns so, so sehr gutgeht, haben wir noch genügend Zeit, uns zu beklagen. Es ist doch alles so ungerecht und unsozial. Die Lebensmittel sind vergiftet und viel zu teuer – wer es glaubt. Die Steuern sind falsch verteilt – nur, wenn man ein Leben lang einer bestimmten Schicht angehört vielleicht. Früher war das Wasser klarer, die Luft reiner und die D-Mark ja sowieso viel besser…

Liebe Leserinnen und Leser meines Blogs, ich weiß, ich überspitze hier einiges. Aber von der Tendenz her befinden wir uns genau in diesem Rausch, der hier beschrieben ist. Ich wünsche Ihnen deshalb eine wahrhaft besinnliche und fröhliche Weihnachtszeit, in der Sie dazu kommen, über diese Dinge einmal nachzudenken. Vielleicht feiert nicht jeder von Ihnen dieses Fest – teils, weil man einer anderen Religion angehört, teils, weil man denkt, Jesus ist doch gar nicht am 24. Dezember geboren. Aber, wenn es eine Zeit einst verstand, sogar einen Krieg zu unterbrechen – so beispielsweise den Ersten Weltkrieg in Frankreich – so spielt es gar keine Rolle, wann Jesus auf die Welt kam. Wichtig ist, dass die Menschen Anmut vor dieser Zeit empfinden und Freude spüren. Freude, wie sie die Menschen spürten, als sie die Geburt eines Kindes aus einer langen Periode der Hoffnungslosigkeit herausriss. Auch Freude kann einen Rausch verursachen. Diesen Rausch wünsche ich uns.

Ihr Dr. Carsten Dethlefs

Ein Kommentar “Gesellschaft im Rausch

  1. Susanne Junge:

    Der Satz „…so spielt es gar keine Rolle, wann Jesus auf die Welt kam. Wichtig ist, dass die Menschen Anmut vor dieser Zeit empfinden und Freude spüren“ gefällt mir gar nicht!

    Es hört sich an wie:
    Also, dieser Film ist unheimlich brutal und grausam, das kann man sich eigentlich gar nicht angucken; aber die Hauptdarstellerin finde ich ja total süß! Da muss ich eben über die Handlung hinwegsehen!

    Oder wie:
    – Guck mal, ich hab mir n neuen Anzug gekauft! Dieser Schnitt – ich finde, darin sehe ich fabelhaft aus! Und die Farben…
    – Ähm… ist das nicht eine alte SS-Uniform?!?
    – Ja, stimmt! Na und…?

    Nein, niemand würde auf diese Idee kommen, sondern jeder würde an die negative Vergangenheit denken, die mit der SS verknüpft ist, an das Leid, das die SS-Leute verursacht haben, und aus Rücksicht darauf auf diesen Anzug verzichten!
    Aus diesem Grund denke ich auch an die negativen heidnischen Bräuche, die Weihnachten zugrunde liegen, denke an das Leid, das verursacht wurde, und an Gottes Gefühle, der sich sehr wohl an all das erinnert! Ich verzichte bewusst darauf, Weihnachten zu feiern, und bin stolz darauf!

    Wer sich auch gerne über die Ursprünge von Weihnachten informieren will – z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=ec4gmKqm_xg

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