Wer von Ihnen hat in der Kindheit nicht auch mit Puppen gespielt? Was waren diese Figuren für Sie? Waren Sie Vorbilder? Identifikationsfiguren? Oder waren Puppen für Sie einfach nur ein Mittel, die eigene Fantasie auszuleben?
Eltern behinderter Kinder wollten jedenfalls Spielzeug-Puppen, die nicht perfekt, sondern auch behindert sind. Sie starteten auf Facebook die Initiative „Toy Like Me“ und stellten dort die selbst gebastelten Puppen – mit Handicaps – vor. Zudem fragten sie bei Spielzeug-Herstellern, ob diese Puppen mit Behinderungen produzieren würden.
Der Spielzeughersteller „Makies Toy Company“ ist nun mit von der Partie und hat bisher drei Puppen produziert (eine Puppe mit Feuermal, eine mit Hörgeräten und eine mit Blindenstock), sodass sich auch Kinder mit Handicap angesprochen fühlen.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht genau weiß, was ich von dieser Idee halten soll! Eine Identifikation mit Puppen, die ein Handicap haben, setzt voraus, dass man sich auch erst einmal mit dem eigenen Handicap identifiziert. Doch man ist so viel mehr als nur der Fehler im System! Ich habe früher mit den Plastikfiguren von „Masters of the Universe“ gespielt und werde wohl unterschwellig gewusst haben, dass ich niemals He-Man sein werde, wenngleich ich es mir bestimmt gewünscht hatte. Spielzeug soll doch zum Träumen anleiten und die Kinder vielleicht auch mal an etwas anderes denken lassen als nur an ihr eigenes Handicap. Vor diesem Hintergrund halte ich diese Erfindung für schädlich.
Nützlich könnte sie sein, um gesunden Kindern zu zeigen, dass es auch Menschen gibt, die halt etwas anders sind (oder eben auch nicht). Aber auch hier darf und sollte das Handicap nicht im Vordergrund stehen.
Ihr Dr. Carsten Dethlefs